Mittwoch, 29. April 2009
Post von Hirawith II

Lieber Herr Wagner,

Ihr heutiger Nachruf auf Jürgen Klinsmann hat mich wieder zu Tränen gerührt. Nicht weil ich es schade finde, dass "Klinsi" nicht mehr Babysitter für die verwöhnten Bengel in München spielen muss. Nein, ich weinte um Sie. Um Sie und Ihre Geschichte. Tagein tagaus - sagen wir wochentagein wochentag aus - schreiben Sie öffentlich Briefe an Menschen, denen Sie egal sind. Manchmal sind Sie so verzweifelt, an Dinge, Naturkatastrophen, Gefühle, Krankheiten oder Häuser zu schreiben. Dann tun Sie mir besonders leid.

Doch zurück zu "Klinsi". Warum ich Ihnen ausgerechnet heute ebenfalls einen öffentlichen Brief schreibe, den Sie höchstwahrscheinlich ebenfalls nie lesen werden, sind die überaus auffälligen Parallelen zwischen "Klinsi" und Ihnen selbst. Ist es Ihnen nie aufgefallen? Sowohl seine, als auch Ihre Ansprachen verklingen bei der jeweiligen Zielgruppe ungehört. Sowohl bei Ihnen, als auch bei "Klinsi" will die Kanzlerin mitlerweile den Abgang. Die stille Verzweiflung im Blick. Die ewige Flucht in die Vergangenheit.

Der Unterschied zwischen Ihnen beiden ist, dass "Klinsi" inzwischen - wenn auch unfreiwillig" - den Absprung geschafft hat. Aber Sie, Sie sitzen da noch. Tippen fleißig Ihre Briefchen und warten, dass das Wochenende kommt. Und Sie bleiben, trotz all des Hasses, trotz all der Verachtung, mit einem Glas in der Hand. Wenn alle schon schlafen gegangen sind, sitzen Sie noch da mit der deutschen Fahne. Früher hatten Sie die von der WM, heute von "ein paar Drinks".


In tief empfundener Trauer
Ihr Ede Hirawith

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